AI betrifft nicht nur die Haut, sondern den gesamten Alltag. Dieser Artikel gibt praktische Tipps rund um Kleidung, Hautpflege, Wundversorgung, Ernährung und Schmerzmanagement. Erfahren Sie, wie Sie Trigger vermeiden, Ihre seelische Gesundheit verbessern und mit kleinen Veränderungen Ihre Lebensqualität nachhaltig verbessern können.
Strategien für den Alltag
Gezielte Maßnahmen können dazu beitragen, die Beschwerden bei Akne inversa zu lindern und das Wohlbefinden zu stärken.
Achten Sie auf hautfreundliche Kleidung
Kleidung soll die Haut vor Umwelteinflüssen schützen. Doch diese Aufgabe kann sie nur erfüllen, wenn sie die Haut nicht reizt. Das kann der Fall sein, wenn sie zu eng sitzt oder nicht atmungsaktiv ist. Dann staut sich die Körperwärme in der Kleidung, mechanische Reizung und Schweiß fördern Entzündungen und damit auch die AI. Besser ist es bei der Kleidung, darauf zu achten, dass sie(1,2)
- aus natürlichen und weichen Materialien wie Baumwolle, Wolle, Seide oder Bambusfasern besteht, um Schweißausbrüchen vorzubeugen,
- sie luftig geschnitten ist, damit sie nicht auf der Haut scheuert oder Druckstellen erzeugt,
- auf Duftstoffe im Waschmittel verzichten, denn auch diese können die Haut reizen.
Tipp: Neben luftiger Kleidung trägt auch nahtlose Unterwäsche dazu bei, Druckpunkte zu vermeiden.(1)
Auch Abpolstern kann Linderung bringen:
- Slipeinlagen oder Damenbinden lassen sich als weiche Polster in die Kleidung kleben, um Reibung zu vermeiden und nässende Stellen zu schützen.
- Kissen beim Schlafen, z. B. zwischen den Beinen oder unter den Armen platziert, können Druck von entzündeten Bereichen nehmen und die Nachtruhe verbessern.
Die richtige Hautpflege
Bei AI ist es besonders wichtig, die Haut nicht zusätzlich zu reizen. Eine konsequente und schonende Hautpflege kann dabei unterstützen, Schüben vorzubeugen sowie Entzündungen und Schmerzen zu lindern.(3)
Verzichten Sie daher bei der Körperpflege am besten auf (1):
- Duftstoffe, zum Beispiel in Körpercremes oder -lotionen, Duschgelen oder Waschmittel.
- Antitranspirante Deos, wenn sie unter der Achsel betroffene Stellen haben.
- Nassrasur, während und zwischen den Schüben.
Die Nassrasur kann zu kleinen Verletzungen in der Haut führen. Diese stellen Eintrittswunden für Bakterien dar.
Tipp: In der dermatologischen Praxis können Sie sich zu alternativen, dauerhaften Haarentfernungsmethoden beraten lassen.(2,4)
Wundversorgung
Wählen Sie für Ihre Körperpflege und um die Wunden zu säubern Produkte, die frei von Duftstoffen sind. Hilfreich sind auch Seifen und Duschgele, die antiseptisch wirken. So entfernen Sie Bakterien, die zwar natürlicherweise auf Ihrer Haut siedeln, aber bei einem Schub eine Entzündung weiter fördern können.(1)
Zusätzlich kann es hilfreich sein, die betroffenen Hautstellen regelmäßig zu desinfizieren, um sie sauber zu halten und so Entzündungen und weiteren Schmerzen vorzubeugen. Statt sie zu reiben, sollten Sie die Wunden vorsichtig abtupfen.(3)
Harte Abszesse schmerzen oft stark. Warme, aufgelegte Waschlappen fördern ihre Reifung, sodass sich der Abszess öffnen und der Eiter abfließen kann.(1)
Gaze und ähnliche sterile und luftdurchlässige Wundauflagen halten die Wunden trocken und polstern sie gegen Reibung durch den eigenen Körper oder Kleidung ab.(5)
Tipp: Abszesse können sich spontan öffnen, auch wenn Sie gerade unterwegs sind. Praktisch ist es dann, in einer kleinen Tasche sterile Wundauflagen und ein Hautdesinfektionsspray mitzuführen.
Meiden Sie Trigger
Die Ursachen von AI sind noch nicht vollständig erforscht.(1)
Dennoch sind Trigger bekannt, welche die Schübe begünstigen und den Heilungsprozess beeinträchtigen können.
Um dem vorzubeugen, ist es wichtig
- abzunehmen, falls starkes Übergewicht besteht.
- auf das Rauchen zu verzichten.
- Stress zu reduzieren.
- Hitze und Schwitzen zu vermeiden, zum Beispiel durch Saunagänge oder übermäßige körperliche Anstrengung.(5)
Beobachten Sie sich: Auch wenn einige allgemeine Trigger bekannt sind, können bei Ihnen individuelle Auslöser infrage kommen. Daher kann es hilfreich sein, ein Tagebuch zu führen.
Indem Sie bekannte Auslöser und Risikofaktoren meiden, leisten Sie bereits einen wichtigen Beitrag zu Ihrer Lebensqualität. Auch das seelische Wohlbefinden spielt dabei eine große Rolle. Stressabbau kann helfen – zum Beispiel durch moderate Bewegung wie Yoga, Malen oder Gärtnern. Weitere Entspannungstechniken wie autogenes Training oder Meditation können ebenfalls unterstützen.
Viele Menschen mit AI fürchten den nächsten schmerzhaften Schub – das belastet und kann die Psyche stark beanspruchen. Umso wichtiger ist es, den für sich passenden Umgang mit der Erkrankung zu finden. Der Austausch mit anderen Betroffenen, online oder im persönlichen Umfeld, oder Gespräche mit psychotherapeutischen Fachpersonen können dabei eine wertvolle Hilfe sein.(4,5)
Schmerzen bei AI
Schmerzen stellen ein sehr stark beeinträchtigendes Symptom bei AI dar. Sie schränken nicht nur die Bewegung ein, sondern auch die Teilnahme an sozialen oder sportlichen Aktivitäten. Dies kann psychisch belasten.(6)
Ein effektives Schmerzmanagement kann durch verschiedene Maßnahmen unterstützt werden. Einige davon können Sie selbst ausprobieren, während andere ärztliche oder therapeutische Betreuung erfordern.
Die Schmerzen bei AI sind komplexer Natur. Da mehrere Schmerztypen gleichzeitig auftreten können, werden die Beschwerden oft als sehr stark wahrgenommen. Sogenannte Nozizeptive Schmerzen entstehen, wenn tiefgreifende Entzündungen das Gewebe schädigen. Dabei senden spezielle Nervenzellen, die Nozizeptoren, Schmerzsignale an das Gehirn. Betroffene beschreiben diese Form von Schmerzen oft als dumpf oder nagend.
Strahlt der Schmerz über die betroffenen Hautstellen hinaus, sind in der Regel Nerven, die weiter entfernt liegen (periphere Nerven) betroffen. Diese neuropathischen Schmerzen lassen sich als brennend oder stechend beschreiben.
Bei AI können auch Schmerzen auftreten, die nicht von einer Nerven- oder Gewebeschädigung ausgehen. Solche Schmerzen beruhen auf einer veränderten Schmerzverarbeitung im Gehirn und werden als noziplastisch bezeichnet. (6,9)
Erste Hilfe im akuten Schub
Tritt der Schmerz plötzlich auf, können folgende Maßnahmen erste Schritte sein, um ihn zu lindern:(6,1)
- Kühlpacks oder kühle Umschläge können die Entzündung lindern.
- Warme Kompressen können dabei unterstützen, dass sich der Abszess schneller öffnet, der Eiter abfließt und so der Druck abnimmt.
- Schmerzmittel in der ärztlich empfohlenen Dosis.
Diese Medikamente werden oft empfohlen
Für leichtere Schmerzen kommen Mittel in nicht verschreibungspflichtigen Dosierungen infrage, zum Beispiel Ibuprofen oder verschriebene Salben zum Auftragen. Diese wirken entzündungshemmend und tragen so dazu bei, dass die Schmerzen nachlassen.(6)
Daneben kommen auch Medikamente zu Einsatz, die nicht auf die Schmerzen, sondern auf ihre Ursachen einwirken:
- Antibiotika greifen die Bakterien an, welche die Entzündung verursachen. Dadurch verringern sich die Schmerzen ebenfalls.
- Biologika und chirurgische Maßnahmen beugen weiteren Entzündungen vor.(7)
Ein guter Einfluss: Ernährung bei AI
Viele Menschen mit AI fragen sich, welche Rolle Ernährung für die Erkrankung spielt. Dazu lässt sich sagen: Weder ist ungesunde Ernährung die Ursache Ihrer AI, noch verschwindet sie magisch durch besonders gesundes Essen. Aber: Ihre tägliche Ernährung ist eine Stellschraube, an der Sie einfach ansetzen können.

Untersuchungen deuten darauf hin, dass Anpassungen im Speiseplan und Lebensstil dazu beitragen können, Symptome zu lindern, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und die Lebensqualität zu verbessern. Erfahren Sie, welche Veränderungen nachweislich helfen – und wie Sie diese in Ihren Alltag integrieren können.(1,8,9)
Eine ausgewogene Ernährung kann den Verlauf von AI positiv beeinflussen – insbesondere durch folgende drei Aspekte:(8,9,10,11,12)
1. Körpergewicht: Ein gesundes Körpergewicht kann mechanische Reibung an empfindlichen Stellen verringern und so Entzündungen reduzieren. Übergewicht ist mit einer erhöhten Krankheitsaktivität bei AI assoziiert.
2. Stoffwechsel: Ein stabiler Blutzuckerspiegel und ein ausgeglichener Stoffwechsel können systemische Entzündungen im Körper positiv beeinflussen.
3. Entzündungshemmende Lebensmittel: Der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren, Ballaststoffen und antioxidativ wirkenden Pflanzenstoffen kann die Krankheitsaktivität zusätzlich mildern.
Ernährung ersetzt keine medizinische Therapie, ist aber ein wirksamer unterstützender Faktor.
Anti-inflammatorische Ernährung setzt auf gezielt ausgewählte Lebensmittel, die Entzündungen im Körper hemmen und so chronischen Entzündungsprozessen entgegenwirken können.
Lebensmittel als Trigger
Als mögliche Auslöser von Schüben stehen diese Lebensmittel im Verdacht:(8,9,13,14)
- Milchprodukte, insbesondere Kuhmilch und Käse
- Lebensmittel mit hohem glykämischen Index, z. B. Weißmehlprodukte oder Süßigkeiten
- Bierhefe, z. B. in Bier, einigen Brotsorten
- Stark verarbeitete Lebensmittel
- Rotes Fleisch und fettreiche tierische Produkte
Mit guter Ernährung besser durch den Alltag
Die mediterrane Ernährung – reich an Gemüse, Hülsenfrüchten, Olivenöl und Fisch – wird in mehreren Studien mit positiven Effekten bei AI in Verbindung gebracht. Sie liefert viele ungesättigte Fettsäuren, Ballaststoffe und antioxidativ wirksame Pflanzenstoffe und kann so dazu beitragen, entzündliche Prozesse im Körper abzuschwächen.(8,9,15)
Studien zeigen, dass eine langfristige Ernährungsumstellung notwendig ist, um bei AI einen positiven Effekt zu erzielen.(8,9)
Bei AI können systemische Entzündungsprozesse eine Rolle spielen – insbesondere dann, wenn begleitende Faktoren wie Übergewicht oder Insulinresistenz vorliegen. Diese Zustände fördern einen unterschwelligen, chronischen Entzündungszustand im Körper, der den Krankheitsverlauf negativ beeinflussen kann.
Viele Menschen mit AI haben laut Studien eine erhöhte Menge bestimmter Entzündungsbotenstoffe im Körper, etwa TNF-α. Dadurch bleibt das Immunsystem ständig in Alarmbereitschaft.
Das kann den ganzen Körper belasten – etwa durch Müdigkeit, Gelenkschmerzen oder ein erhöhtes Risiko für weitere entzündliche Erkrankungen.(8,10)
Was Ihnen konkret helfen kann
Fünf Impulse, die Sie direkt umsetzen können:
1. Lassen Sie Begleiterkrankungen abklären: z. B. Blutzucker, eine Insulinresistenz oder hormonelle Einflüsse
2. Körpergewicht regelmäßig dokumentieren: Tracken Sie Ihr Gewicht, z. B. mithilfe von MyTherapy.
3. Ernährungstagebuch führen: So kommen Sie individuellen Triggern auf die Spur.
4. Auf frische, unverarbeitete Lebensmittel setzen: Bauen Sie möglichst oft Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch und gesunde Fette in Ihren Speiseplan ein.
5. Dranbleiben und auf Langfristigkeit setzen: Eine nachhaltige Ernährungsumstellung ist entscheidend.
Texthinweise:
(1) Patient. Hidradenitis suppurativa. https://patient.info/skin-conditions/hidradenitis-suppurativa-leaflet Aktualisiert: 10 / 2024. Abruf: 28.04.2025
(2) NIK e. V. Acne inversa. https://www.nik-ev.de/krankheiten/chronische-hauterkrankungen/acne-inversa/ Abruf: 28.04.2025
(3) Canadian Hidradenitis suppurativa Foundation. Hidradenitis suppurativa wound care: What you need to know. https://hsfoundation.ca/hidradenitis-suppurativa-wound-care/ Abruf: 28.04.2025
(4) Apotheken Umschau. Akne inversa – wenn sich die Haarwurzeln entzünden. https://www.apotheken-umschau.de/krankheiten-symptome/hautkrankheiten/akne-inversa-911069.html Aktualisiert: 11 / 2024. Abruf: 28.04.2025
(5) Katholisches Klinikum Bochum. Acne Inversa-Centrum. https://www.klinikum-bochum.de/zentren/acne-inversa-centrum.html Abruf: 28.04.2025
(6) Surapaneni, V. et al. Pain management in hidradenitis suppurativa. Journal of the American Academy of Dermatology, Volume 91, Issue 6, S52 - S63
(7) Netzwerk Autoimmunerkrankter e. V. Acne inversa. https://www.nik-ev.de/krankheiten/chronische-hauterkrankungen/acne-inversa/behandlung/#behandlung-der-acne-inversa-medikamente-und-operation Abruf: 30.04.2025
(8) Ruscitti P, Cipriani P, Liakouli V, et al. Nutritional Approaches and Dietary Interventions in Hidradenitis Suppurativa: A Narrative Review. Medicina. 2024;60(12):2107. doi:10.3390/medicina6012107. Verfügbar unter: https://www.mdpi.com/1648-9144/60/12/2107. Abgerufen am: 22.04.2025.
(9) von Laffert M, Zouboulis CC, Bechara FG, et al. Ernährungsempfehlungen bei Acne inversa: S2k-Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Dermatologie und Dermatochirurgie (DGDC). Hautarzt. 2024. doi:10.1007/s00403-024-03243-2. Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00403-024-03243-2. Abgerufen am: 22.04.2025.
(10) Schneider-Burrus S, Pinter A, Gerdes S, et al. Systemische Komorbiditäten bei Acne inversa – ein aktueller Überblick. Dermatol Ther (Heidelb). 2023. doi:10.1007/s13555-023-01056-1. Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s13555-023-01056-1. Abgerufen am: 22.04.2025.
(11) The Hidradenitis Institute. Best and Worst Foods for Hidradenitis Suppurativa. Verfügbar unter: https://thehidradenitisinstitute.com/best-and-worst-foods-for-hidradenitis-suppurativa. Abgerufen am: 22.04.2025.
(12) myHSteam. Diet and Hidradenitis Suppurativa: Flare Triggers. Verfügbar unter: https://www.myhsteam.com/resources/diet-and-hidradenitis-supparativa-flare-triggers. Abgerufen am: 22.04.2025.
(13) Delage M, Marzano AV, Guillem P, et al. The role of nutrition in the pathogenesis and severity of hidradenitis suppurativa: A systematic review. J Am Acad Dermatol. 2019;81(3):768–777. doi:10.1016/j.jaad.2019.05.032. Verfügbar unter: https://www.jaad.org/article/S0190-9622%2819%2933248-7/fulltext. Abgerufen am: 22.04.2025.
(14) Healthline. Hidradenitis Suppurativa Diet: Foods to Eat and Avoid. Verfügbar unter: https://www.healthline.com/health/hidradenitis-suppurativa-diet. Abgerufen am: 22.04.2025.
(15) Polidori C, Conti A, Skroza N, et al. Mediterranean Diet and Hidradenitis Suppurativa: A New Therapeutic Perspective? Clin Cosmet Investig Dermatol. 2025;18:11–17. doi:10.1007/s13668-025-00632-5. Verfügbar unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s13668-025-00632-5. Abgerufen am: 22.04.2025.