Multiple Sklerose und das Uhthoff-Phänomen: 10 Tipps für den Sommer

Die MS-Blogger Community teilt mit euch Ratschläge, wie ihr am besten die Hitze bewältigt

Profile picture
Pip
MyTherapy für MS entdecken

Wenn draußen die Temperaturen ansteigen, steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass bei Menschen mit Multipler Sklerose das sogenannte Uhthoff-Phänomen eintritt. Rund 80% der MS-Patienten sind vom Uhthoff-Phänomen betroffen, schreibt Jule auf ihrem Blog (FITNESS • FOOD & MS). Dabei findet eine kurzfristige Verschlechterung typischer MS-Symptome statt. Heike (Multiple Arts) erklärt, dass sich bei Anstieg der Temperaturen die Nervenimpulse verlangsamen und die wichtigen Signale nicht mehr ordentlich weiterleiten können. Christine (Deine Christine) beschreibt typische Uhthoff-Phänomen-Symptome als erhöhte Fatigue, allgemeine Schwäche, Lähmung, Sehverschlechterung oder auch einer Zunahme der Spastik. Jule betont, dass die Symptome sich jedoch immer wieder zurückbilden und nicht gefährlich sind. Sie zeigen also keine Verschlechterung der Erkrankung auf. Man kann jedoch gegen das Uhthoff-Phänomen vorbeugen – nur wie genau? Das sollten Menschen mit Multipler Sklerose am besten für sich selbst testen, finden Jule und Christine. Hier findet ihr Tipps und Tricks von Multiple-Sklerose Bloggern, die ihr ausprobieren könnt, damit es euch bei hohen Temperaturen besser geht.

1. Viel trinken

Da sind sich alle einig: bei hohen Temperaturen sollte man viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Jule hat immer eine doppelwandige Aluflasche dabei, damit das Wasser nicht so schnell warm wird und sie unterwegs immer wieder mit Leitungswasser nachfüllen kann. Christine empfiehlt neben Wasser auch erfrischende Saftschorlen, Kräuter- und Früchtetees.

Claudia (Mit Schirm, Charme und MS) meidet eiskalte Getränke, weil die MS bei ihr dadurch verschlimmert wird, also gibt es bei ihr im Sommer stattdessen lauwarme Getränke. Auch Caroline (Frauenpower trotz MS) und Jule bevorzugen zur Erfrischung Getränke, die nicht allzu kalt sind. Jule erklärt, warum sie viel lauwarmen Tee trinkt:

„Wenn die Getränke aus dem Kühlschrank kommen, dann schwitzt der Körper noch mehr, weil er die Flüssigkeit auf Körpertemperatur bringen muss, um sie aufzunehmen. Er benötigt dafür sehr viel Energie, was zusätzlich anstrengen kann, ohne dass man sich viel bewegt hat.“

2. Die Haut abkühlen

Heike und Christine empfehlen kühle (Fuß-)Bäder oder Duschen und feuchte, kalte Tücher oder Eiswürfel für Nacken, Stirn und Handgelenke. Claudia bevorzugt lauwarmes Wasser für die Unterarme sowie den Nacken, während Samira (Chronisch Fabelhaft) lieber die Arme und Handgelenke unter fließendes eiskaltes Wasser hält. Samiras Geheimwaffe bei Hitze liegt jedoch in ihrem Gefrierschrank:

„Ich schwöre auf eine Kühlflasche, also eine Wärmflasche, die ich mit kaltem Wasser fülle und dann im Gefrierschrank stärker herunterkühle. Diese Kühlflasche dann in den Nacken legen, das ist himmlisch.“

Christine findet, dass kühle Umschläge bei einer verstärkten Spastik sehr hilfreich sein können, rät aber zur Vorsicht:

„Ist das Temperaturempfinden der Haut gestört, muss man hier besonders aufpassen. Die Umschläge bitte immer nur kurz, d.h. einige Minuten anwenden. Das ganze Verfahren später noch einmal wiederholen.“

Lara (Lara Kristin) kommt sogar mit Hitze viel besser klar als mit Kälte:

„Ich bin bei Kälte wie paralysiert und es geht mir deutlich schlechter. Wenn es allerdings doch mal zu heiß wird, lege ich mir einen kalt-nassen Waschlappen auf die Stirn oder in den Nacken - das erfrischt sofort! :)“

3. Luftige Kleidung tragen

Bei hohen Temperaturen ist es natürlich besonders angenehm, leichte Kleidung zu tragen. Christine bevorzugt Baumwolle oder Leinen für eine optimale Transpiration. Auch Jule schwört bei Hitze auf lose Anziehsachen:

„Bei Temperaturen wie gestern trage ich luftige Kleidung. Versuche, Jeans oder enganliegende Hosen/T-Shirts zu vermeiden, denn dadurch kann die Haut nicht mehr so gut die Temperaturen ausgleichen.“

4. Wassersprays, Fächer und Taschenventilatoren zur Erfrischung unterwegs nutzen

Christine empfiehlt, einen Fächer, Miniventilator oder ein Wasserspray mitzunehmen, um sich unterwegs abzukühlen. Auch Jule hat immer ein Wasserspray aus dem Drogeriemarkt im Kühlschrank stehen, welches sie gerne benutzt, wenn sie den Tag über draußen ist.

„Ein Wasserspray ist eine prima Abkühlung für unterwegs. Man sollte es nur vor der Sonne schützen, denn sonst ist es nicht mehr angenehm kühl. Mein liebstes ist mit Kokos Duft, denn dann riecht die Haut irgendwie nach Urlaub :-) “

Einen Taschenventilator hat Jule auch. Den zückt sie dann in der stickigen Bahn oder wenn sie in unklimatisierten Räumen warten muss, wo sich viele Menschen tummeln.

5. Daheim die Rollos runterlassen, Ventilatoren anschalten und nachts lüften

Zuhause sowie im Büro gibt es ein paar Kniffe, um die Temperaturen zu regulieren. Gina (garnichtkrank) nimmt dafür auch ein bisschen Lärm in Kauf:

„Beim Arbeiten hilft mir ein Ventilator – der ist zwar laut, aber die kühle Luft sticht den Krach.“

Bei Birgit (Fast normal! Mein Leben mit Multiple Sklerose) sind bei sommerlichen Temperaturen während der Nacht die Fenster offen, am Tag sind die Rollos unten und die Fenster zu, damit es drinnen möglichst kühl bleibt.

6. Kühler und leichter essen

Viele Menschen, die mit MS leben, schwören im Sommer auf leichte Kost – beispielsweise frisches Obst, Rohkost, Salate oder kalte Suppen. Jule wählt diese Nahrungsmittel, weil sie zusätzlich Flüssigkeit für den Körper liefern und das Verdauungssystem nicht zu stark belasten. Sie meidet warme Mahlzeiten, da der Körper – wie auch beim Trinken – viel Energie benötigt, um das Essen auf die richtige Temperatur zu bringen.

Sabine (Kleine graue Wolke) erklärt, dass man im Ayurveda erkannt hat, dass unsere Nahrungsmittel entweder eine erhitzende oder eine kühlende Potenz haben – und dementsprechend bei der Verdauung wirken. Sie rät folglich, sich im Sommer mit kühlenden Lebensmitteln zu ernähren:

„Beispiele für kühlende Nahrung sind Kokos, Süßkartoffel, Zucchini, Basmati-Reis oder Kräuter wie Minze, Zitronenmelisse, Rose um jetzt mal nur so ganz wenige aufzuzählen.“

7. Kühlwesten, -manschetten und -matten anwenden

Bei schweißtreibender Hitze empfehlen Caroline und Christine Kühlwesten, Stirnbänder sowie Manschetten für die Arme, Beine oder den Hals. Heike ist sogar auf eine ganz besondere Kühlmatte gestoßen. Sie erzählt auf ihrem Blog:

„Ich habe für Smiley eine Hunde-Kühlmatte gekauft, die er leider absolut nicht annimmt. Auch dieses Jahr haben wir es wieder ausprobiert… Kurzerhand habe ich sie mir geschnappt und siehe da: sie kühlt so herrlich, dass ich Uhthoff verjagen kann!“

8. Überanstrengung und Mittagshitze meiden

Viele MS-Blogger erwähnen, dass man sich (im Rahmen seiner Möglichkeiten) bei heißen Temperaturen möglichst schonen sollte. Heike empfiehlt Ruhe zu halten und körperliche Arbeiten zu meiden, während Christine von langen Autofahrten und Unternehmungen mit übermäßiger Anstrengung abrät.

Wenn es geht, verlegen Caroline und Christine Erledigungen auf den frühen Morgen oder allgemein auf kühlere Stunden des Tages. Auch Birgit geht nachmittags nicht raus und macht in der Zeit eine Pause oder erledigt kleinere Aufgaben. Bei Hitze plant und organisiert sie wesentlich mehr als sonst, damit alles reibungslos läuft:

„Am Abend überlege ich mir immer genau was wichtig ist und was wirklich erledigt werden muss und was warten kann. Dafür habe ich mein Journal in dem ich alles notiere und dann suche ich mir das raus, was wichtig ist, der Rest kann warten.“

9. Nicht ohne Sonnenschutz in die Sonne

Christine meidet es eher, in der Sonne zu sitzen, wenn es aber doch sein muss empfiehlt sie, zum Schutz einen Hut oder eine Kappe zu tragen.

Daniel (Unheilbar Genervt) war ehemals Dachdecker und liebte sommerliches Wetter über alles. Heutzutage bekommt er wegen der MS bei zu langer Sonneneinstrahlung böse Spastik, beziehungsweise Kreislaufprobleme. Trotzdem möchte er die Sonne nicht komplett meiden, weswegen er für sich eine Taktik entwickelt hat:

„Da ich ein absoluter Sonnenanbeter bin, fällt es mir extrem schwer, es nicht mehr genießen zu können. Ich genieße auf meiner Terrasse (wenn Sonne da ist) immer 3+ Sonnenbäder a 20 Minuten. Zwischendurch gehe ich dann zum Abkühlen kurz rein. Dabei sollte man viel trinken, frisches Obst essen und natürlich auch die Haut mit Sonnencreme einreiben (ganz wichtig!)“

Ginas persönliche Erfahrung ist, dass bei ihr Sonne wirklich nur noch äußerst wohldosiert auf die Haut darf. Denn die ist – vielleicht auch durch die Medikamente – extrem empfindlich:

„Meine Kinder und ich teilen uns jetzt die Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50. Doch nicht nur die Haut meldet sich nach einem ‚Sonnenbad‘ (5 Minuten…). Auch die Beine werden schwer und alles ist einfach viel anstrengender.“

10. Nicht aus der Fassung bringen lassen

Zu guter Letzt ist der Kampf mit der Hitze auch gewissermaßen eine Frage der Einstellung. Claudia zum Beispiel hat unabhängig davon, ob sie Kühlung hat oder nicht, mit starker Fatigue und Schwindel zu kämpfen. Dennoch lässt sie sich nicht davon unterkriegen und nutzt die heiße Zeit für sich: sie arbeitet, liest viel, erholt sich viel. Auch Birgit hat schon vor Jahren ihre Haltung zum Sommer überdacht:

„Ja es ist heiß und jeder hat mit den Temperaturen zu tun. Aber wenn es kalt ist oder regnet, schimpfen wir auch. Und nur über die Hitze schimpfen macht die Sache nur komplizierter. Deshalb lebe ich einfach weiter, achte drauf nicht heiß zu laufen und erfreue mich am Sommer. Ich nehme es gelassen und gut. Geht ja auch wieder vorbei. Irgendwann.“

Sabine lässt sich von einer Hitzewelle nicht stressen, denn durch Achtsamkeit kann sie die Wärme total genießen und ihr Körper fühlt sich pudelwohl:

„Deswegen sage ich immer, dass man mit Ayurveda wirklich Selbstverantwortung für sein Sein übernehmen kann und sich nicht von äußeren Umständen wie dem Wetter hin und her werfen lassen muss. Es ist simples Verständnis davon, wie unser Körper in der Wechselwirkung mit unserer Umwelt funktioniert. Das kann jeder an sich selbst beobachten, wahrnehmen, ausprobieren und auf Wahrheit überprüfen.“

Daniel rät ebenfalls, nicht nur einen kühlen Körper sondern auch einen kühlen Kopf zu bewahren:

„Man muss seine eigene Dosierung für die Sonne/Wärme finden. Und für alle Neu-MSler: chillt mal (oh Gott, ich finde diese Ausdrucksweise schrecklich). Bevor ihr einen neuen Schub vermutet, geht mal kühl duschen. Bestehende Probleme bei Hitze verschwinden oft ganz schnell.“

In dem Sinne, viel Erfolg beim Probieren der Tipps und lasst euch nicht von der Hitze unterkriegen!


Das könnte Sie auch interessieren:

MyTherapy App für die Behandlung von Multiple Sklerose

Die App für Ihre Multiple-Sklerose-Therapie

Multiple-Sklerose-Symptome sind oft unvorhersehbar. Ihre Symptome können von MyTherapy erfasst und mit anderen Informationen zu einem druckbaren Gesundheitsbericht zusammengestellt werden, den Sie mit Ihrem Arzt teilen können. Die Medikamenten- und Aktivitätserinnerungen von MyTherapy helfen Ihnen, die Übersicht über Ihre MS-Behandlung zu behalten.