Die HIV-Heilung: Wie nah sind wir dran?

Welche HIV-Behandlungsmöglichkeiten es heute gibt – und was wir in der Zukunft vielleicht erwarten dürfen

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Bradley

Es wird von Teams auf der ganzen Welt nach Heil­mitteln geforscht, und die bisherigen, sich stetig weiter­entwickelnden Erkennt­nisse geben Anlass zu der Hoffnung, dass ein Heil­mittel vielleicht nicht mehr allzu weit entfernt ist. Lesen Sie weiter, um zu erfahren, wo wir aktuell stehen. In diesem Beitrag klären wir außer­dem kurz und bündig Fakten zum HI-Virus bzw. dazu, was „HIV-positiv“ eigentlich heißt und welche Behand­lungen derzeit zugänglich sind.

Der erste doku­mentierte Fall des HI-Virus trat 1959 im Kongo auf. Seit­dem hat die Medizin bei der Erfor­schung der Erkrankung erheb­liche Fortschritte gemacht. Mittler­weile kommen überall auf der Welt wirk­same Behandlungs­methoden zum Einsatz. Ein Heilmittel gibt es leider noch nicht. Eine genaue Prognose, die uns verrät wann und wie man HIV heilen kann ist derzeit unmöglich – trotzdem wollen wir verraten, welche Aspekte der wissen­schaftlichen Arbeit rund um HIV und AIDS uns Hoffnung geben.

HIV verstehen

HIV (engl.: Human Immunodeficiency Virus) greift das Immun­system an. Wenn HIV unbehandelt bleibt, kann die Infek­tion zu AIDS führen. Derzeit gibt es keine Heilung. Das bedeutet, dass Menschen, die sich infiziert haben, ihr Leben lang HIV-positiv bleiben. Bei früh­zeitiger Behandlung können Menschen mit HIV aber ein gewöhn­liches und erfülltes, langes Leben führen.


Lesen Sie mehr zum Thema hier: HIV-positiv – Häufige Fragen


Es ist – verglichen mit anderen Viren, wie dem Grippe-Virus – nicht einfach, sich mit HIV zu infizieren. Eine An­steckung ist erst möglich, wenn eine höhere Konzen­tration von HI-Viren über den Austausch von Körper­flüssigkeiten direkt in den Körper gelangen. Des­wegen ist es nicht erstaun­lich, dass der häufigste Übertragungsgrund für HIV der Geschlechtsverkehr ist. Auch über den Drogenkonsum (gemeinsame Nutzung von Spritzbesteck) oder – im Fall einer Schwangerschaft – von der HIV-positiven Mutter an das unge­borene Kind, kann der Virus über­tragen werden.

Die Nähe einer HIV-positiven Person im Alltag ist – entgegen vieler Gerüchte – ausge­schlossen: Das Schütteln einer verschwitzten Hand oder das Husten bzw. Niesen einer Person mit HIV in Ihre Rich­tung mag Ihnen vielleicht wie bei allen anderen Mitbürgern und Mitbürgerinnen unangenehm sein, es birgt aber absolut keine Ansteckungsgefahr. Denn die Menge der HI-Viren ist in diesen Fällen zu gering und außerhalb des mensch­lichen Körpers ist der HI-Virus nicht lange ansteckungs­fähig. Ein tatsäch­liches Risiko stellt jedoch die Auf­nahme von diesen Körper­flüssigkeiten dar: Sperma, Scheiden­flüssigkeit und Blut.

Informieren Sie sich bei diesen sach­verstän­digen Institu­tionen über die Vermei­dung einer HIV-Infektion mit Hilfe von:

- Safer Use – Deutsche Aidshilfe

- Safer Sex – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Kampagne LIEBESLEBEN

HIV-Behandlungen heute

Die Art der HIV-Behandlung hängt von verschie­denen Faktoren ab, z. B. davon, wie lange der Zeit­punkt der Ansteckung zurückliegt und wie schwer die Infek­tion ist. Wenn Sie in den letzten 72 Stunden mit dem HI-Virus in Kontakt gekom­men sind, kann eine Post­exposition­sprophylaxe (PEP) eine folgende Infektion verhindern. Mit der PEP muss innerhalb der 72 Stunden nach der Ansteckung begonnen werden. Sie wird aufgrund der möglichen Neben­wirkungen nur in Hochrisiko­situationen verschrieben.

Wenn Sie bereits positiv auf HIV getestet wurden, hängt die Art der Behand­lung davon ab, wie viel HIV sich in Ihrem Blut befindet (bestimmt durch einen HIV-Viruslast-Test) und davon, wie stark das Virus Ihr Immun­system bereits geschädigt hat (bestimmt durch die Anzahl der CD4-Lymphozyten). Nach den ent­sprechen­den Unter­suchungen wird Ihr Arzt ent­scheiden, wann und wie die Behandlung beginnen soll.

HIV wird mit antiretroviralen Medika­menten behandelt. Diese Art von Arznei­mitteln wirkt, indem sie das Virus daran hindert, sich zu ver­mehren. Dem Immun­system wird die Chance ge­geben, sich selbst zu repa­rieren, um weitere Schäden zu verhin­dern, die durch die Immun­schwäche ermöglicht worden sind. Typischer­weise wird die Behand­lung mit einer Mischung verschie­dener antiretroviraler Medika­mente durchgeführt, da HIV widerstands­fähig ist und sich sonst schnell anpassen kann. Die genaue Zusammen­setzung der verschrie­benen Medikamente wird an jede infi­zierte Person individuell angepasst.

Sobald die Therapie begonnen hat, wird der HIV-Virus­lasttest hergenommen, um die Wirksam­keit der Behandlungs­maßnahmen zu messen. Die meisten Menschen können ihre Viruslast innerhalb von sechs Monaten nach Beginn der Behandlung auf ein sogenanntes „nicht-nachweisbares“ Niveau senken (bei Tests kann keine Viruslast im Blut festgestellt und werden; damit ist auch keine Übetragung von HIV mehr möglich).

HIV heilen

Aktuell geht die Forschung davon aus, dass ein Heil­mittel gegen HIV gefunden werden kann – die Menge an Wissen, die wir bereits über das Virus gesammelt haben, ist in dieser Hin­sicht vielversprechend. Dennoch gibt es noch keine Heilung.

Gibt es in Zukunft Chancen auf ein HIV‑Heilmittel?

Dass eine Heilung möglich ist, beweist die Geschichte zweier Männer: Timothy Brown (bekannt als der „Berliner Patient“, Heilung im Jahr 2008) und Adam Castillejo (bekannt als der „Londoner Patient“, Heilung im Jahr 2020). Beide Patienten waren mit dem HI-Virus infiziert und außerdem an Leukämie (Blutkrebs) erkrankt. Aufgrund ihrer zusätz­lichen Diagnose erhielten beide Männer eine Stamm­zellen-Trans­plantation. Ärzte gehen davon aus, dass die eingesetzten Stamm­zellen von HIV-resistenten Spendern stammen könnten. Trotz einiger Vermu­tungen sind die Gründe der Heilung und die genauen Wirk­mechanis­men potenzieller Heil­mittel unbekannt.

Wann und wie kann man HIV heilen?

Es ist schwer zu sagen ob Menschen, die heute an HIV erkrankt sind noch mit einer Heilung rechnen können, die die Infektions­krankheit vollständig ausrottet. Trotzdem glauben viele Wissen­schaftler, dass wir einer „funktio­nellen Heilung“ sehr nahe sind (= eine Heilung, die eine HIV-Infek­tion auf ein harm­loses Maß reduziert). Es wird argu­mentiert, dass anti­retro­virale Medika­mente bereits eine solche funkt­ionelle Heilung darstellen, da ihre regel­mäßige Ein­nahme zu einer nicht-nachweis­baren Virus­last führen können. Die Notwen­digkeit einer ständigen Über­wachung und lebens­langen Therapie schwächen dieses Argument jedoch erheblich, da diese Behand­lung die Lebens­qualität der Menschen an einigen Stellen einschränkt.

Derzeit entwickeln und testen Pharma-Unter­nehmen und aka­demische Gruppierungen Arznei­mittel, die nur ein- oder zweimal im Jahr verab­reicht werden müssen. Es ist noch unklar, wann genau die Forschung so weit ist, dass diese Art der Medika­mente zugelassen werden können. Die Aussicht auf diese Art von Medikament stellt jedoch eine große Erleich­terung für jene dar, die sich täglich ihrer HIV-Behandlung widmen.

Das Ende von HIV – Wie nah sind wir dran?

Abgesehen von der Ent­deckung eines möglichen Heil­mittels gibt es auch über 800 Studien, die sich mit potenziellen HIV-Impfstoffen beschäf­tigen (präventive Maßnahmen). Selbst wenn ein solcher Impfstoff nicht zu 100 % wirksam ist, könnte er die Infektions­raten weltweit stark reduzieren.

Gibt es also bereits ein Heil­mittel für HIV? Die kurze Antwort lautet leider: Nein. HIV ist eine Erkrankung, die heute aber effektiv behandelt werden kann. Ein gutes und weitgehend normales Leben ist nach der Infektion sehr wahr­scheinlich. Und mit Sicherheit können wir behaupten: Die Wissen­schaft arbeitet weltweit an vielver­sprechen­den Perspektiven.


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