Was ist Hyperthyreose?

An diesen Symptomen erkennen Sie eine Schild­drüsen­überfunktion

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Lisa

Hyper-was? Wenn man den Zungenbrecher Hyperthyreose aus dem medizinischen Fachjargon übersetzt, kommt ein Begriff heraus, mit dem wahrscheinlich mehr Menschen etwas anfangen können: die Schilddrüsen­überfunktion. Doch auch dann ist vielen nicht klar, was es damit auf sich hat, insbesondere, weil die Schilddrüse so vielfältige Funktionen übernimmt und die Symptome, die mit Schilddrüsen­problemen einhergehen, nicht immer eindeutig zuzuordnen sind. Während andere Schilddrüsen­erkrankungen wie Hashimoto mittlerweile auch einer breiteren Masse ein Begriff sind, ist dies bei Morbus Basedow und Schilddrüsen­autonomie noch nicht der Fall. Einer dieser beiden Erkrankungen ist in 95 Prozent der Fälle die Ursache einer Schilddrüsen­überfunktion, von der überwiegend Frauen betroffen sind. Um die diffusen Symptome, die Sie vielleicht selbst kennen, besser einordnen und entsprechend reagieren zu können, erfahren Sie hier, was es mit der Hyperthyreose, ihren Ursachen und Symptomen auf sich hat.

Was macht die Schilddrüse?

Die schmetterlings­förmige Schilddrüse befindet sich im Halsbereich unter dem Kehlkopf. Sie bildet die Schilddrüsen­hormone Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3), wofür sie Jod benötigt, das aus der Nahrung aufgenommen wird. Obwohl die Hormondrüse nur etwa 20 bis 60 Gramm schwer ist, spielt sie eine enorme Rolle bei der Regulierung lebenswichtigster Prozesse, die im Körper ablaufen. Hierzu zählen beispielsweise die Nerven- und Muskelaktivität, Körperwärme, die Funktion von Herz, Kreislauf, Magen und Darm, aber auch auf die Stimmung und das seelische Wohlbefinden wirkt sie ein. Dies geschieht, indem die Schilddrüsen­hormone ins Blut abgegeben werden – umso mehr, je mehr Energie es gerade bedarf. Wie viele Hormone benötigt beziehungsweise ins Blut abgegeben werden, wird durch das in der Hirnanhang­drüse produzierte Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) reguliert. Bei den wichtigen Funktionen, auf die die Schilddrüse Einfluss nimmt, ist es fast logisch, dass sie auch ganz schön viel durcheinander­bringen kann, nämlich dann, wenn sie nicht richtig arbeitet.

Ursachen: Wie kommt es zur Schilddrüsenüberfunktion?

Bei der Hyperthyreose – der Schilddrüsen­überfunktion – beispielsweise produziert die Schilddrüse zu viel Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese greifen in die Stoffwechselvorgänge des Körpers ein, was wiederum allgemein den Stoffwechsel anregt. Doch wie kann das passieren?

Die häufigste Ursache für die Schilddrüsen­überfunktion ist eine autonome Funktionsstörung (Autonomie). Diese kann entstehen, wenn der Körper an Jodmangel leidet und es dadurch zu einer Vergrößerung der Schilddrüse kommt, einem sogenannten Kropf oder Struma. Dabei ist entweder die Schilddrüse insgesamt vergrößert oder es bilden sich Knoten in der Schilddrüse. Diese einzelnen Knoten – sogenannte autonome Areale – oder auch das gesamte Gewebe der Schilddrüse können eigenständig Hormone bilden, ohne dass dies durch die Hirnanhangdrüse gesteuert wird. Die gesunden Regionen der Schilddrüse steuern zwar dagegen an und produzieren weniger Hormone, jedoch kann es zu einem Hormonüberschuss kommen, wenn der Bedarf des Körpers überschritten wird. Dies kann durch die Aufnahme von Jod zustande kommen, der dann von den unreguliert arbeitenden Schilddrüsenregionen in Hormone verarbeitet wird. Eine Autonomie tritt meist bei älteren Patienten auf, die oft eine deutliche knotige Schilddrüsen­vergrößerung aufweisen.

In etwa 40 Prozent der Fälle ist an der überschüssigen Hormonproduktion jedoch das eigene Immunsystem Schuld. In diesem Fall handelt es sich um die Autoimmun­erkrankung mit dem Namen Morbus Basedow. Der Körper produziert Antikörper, die sich gegen die Schilddrüse richten, was schließlich in einer vermehrten Produktion von Schilddrüsenhormonen und damit in einer Überfunktion resultiert. Morbus Basedow tritt eher bei jüngeren Patienten auf, vor allem bei Frauen zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Dabei ist die Schilddrüse meist mäßig vergrößert und man hat Herzrasen und Augensymptome.

Andere mögliche Ursachen für eine Überfunktion sind eine vorübergehende Schilddrüsenentzündung oder aber auch eine zu hoch dosierte Hormontherapie. Letzteres gibt sich allerdings wieder, sobald die Therapie angepasst wird. Auch in der Frühschwangerschaft kann das Hormon HCG überproduziert werden und zu einer vorübergehenden Schilddrüsenüberfunktion führen. Sehr selten können für die Hyperthyreose auch andere Ursachen wie Tumore der Schilddrüse oder Hirnanhang­drüse vorliegen.

Symptome der Schilddrüsenüberfunktion

Da die Schilddrüse für die Regulierung vielfältiger Körperfunktionen zuständig ist, können ganz unterschiedliche Beschwerden auftreten, wenn eine Schilddrüsen­überfunktion vorliegt. Genau das ist auch das Problem von Schilddrüsen­erkrankungen im Allgemeinen. Denn aufgrund der diffusen Symptome wird die Schilddrüsen­erkrankung häufig erst nach einiger Zeit erkannt. Einige – aber lange nicht alle – der folgenden Beschwerden können bei einer Hyperthyreose auftreten:

  • Allgemeine Symptome: vermehrtes Schwitzen, Überempfindlichkeit gegenüber Wärme, Haarausfall, vermehrter Durst, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Gewichtsabnahme, Heißhunger, häufiger Stuhlgang, Durchfall, Erbrechen, brüchige Nägel
  • Symptome des Herz-Kreislauf-Systems: erhöhter Blutdruck, erhöhter Puls, Herzklopfen und Herzrasen, Herzrhythmus­störungen
  • Symptome in Bezug auf das Zentrale Nervensystem: Unruhe, Nervosität, Schlafstörungen, Konzentrations­störungen, Reizbarkeit, Stimmungs­schwankungen, Hyperaktivität, Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Muskelträgheit, (Hände)zittern
  • Symptome des Morbus Basedow: teigige Schwellung der Unterschenkel; häufige Bindehaut­entzündungen, Tränenfluss, Lichtscheu, Druckgefühl, Hervortreten der Augen, Rötung der Augenbindehaut, Sehstörungen
  • bei Frauen: Menstruationsstörungen
  • Vergrößerte Schilddrüse/Kropf durch Schwellungen im Halsbereich bemerkbar

Bemerken Sie bei sich mehrere dieser Beschwerden, sollten Sie einen Arzt aufsuchen und sich gründlich untersuchen lassen. Sprechen Sie mit ihm auf jeden Fall über eine mögliche Schilddrüsen­überfunktion, sodass Sie sich entsprechend schnell behandeln lassen können.

Denn es können neben diesen Symptomen auch Komplikationen der Hyper­thyreose auftreten. Hierzu zählt die sogenannten thyreotoxische Krise, der hochgradig gesteigerten Schilddrüsen­überfunktion. Dabei können hohes Fieber, ein beschleunigter Puls, Schweißausbrüche, Unruhe aber auch ein besonderes Schwächegefühl auftreten. Im äußersten Fall kann es sogar zu Bewusstseinsstörungen, Verwirrtheits­zuständen und Koma kommen. Diese lebensbedrohliche Komplikation kann durch Infektionen, Operationen oder starken Stress ausgelöst werden aber auch, wenn jodhaltige Röntgenkontrastmittel oder Medikamente bei einer ohnehin bestehenden schweren Hyperthyreose eingesetzt werden. Eine weitere schwerwiegende und ebenso lebensbedrohliche Komplikation der Schilddrüsenüberfunktion kann eine Minderdurchblutung des Gehirns und ein daraus resultierender Schlaganfall sein. Daher darf eine Hyperthyreose auf keinen Fall auf die leichte Schulter genommen werden und sollte mit Hilfe einer individuell geeigneten Therapie behandelt werden.

Behandlung: Was tun bei Hyperthyreose?

Der richtige Ansprechpartner ist ein Facharzt für Innere Medizin oder Endokrinologe. Bereits durch Abtasten des Halses kann dieser unter Umständen die Vergrößerung der Schilddrüse feststellen. Mit Hilfe eines Bluttests lassen sich ein niedriger TSH-Wert und erhöhte oder noch normale Schilddrüsen­hormonwerte ermitteln, aus denen eine Schilddrüsenüberfunktion hervorgeht. Schilddrüsen­antikörper im Blut lassen auf Morbus Basedow schließen. Mit einem Ultraschall können Struktur und Größe der Schilddrüse erfasst werden, wodurch der Arzt auch auf die Ursache schließen kann. Eine Schilddrüsenszintigrafie kann sinnvoll sein, um zusätzlich zu prüfen, ob Jod insgesamt vermehrt oder nur an bestimmten Stellen aufgenommen wird.

Bei Morbus Basedow werden meist zunächst für zwölf Monate Medikamente verschrieben, damit die Symptome zurückgehen. Ein medika­mentöses Mittel der Wahl können Thyreostatika (z.B. Carbimazol, Thiamazol) sein, die dafür sorgen, dass weniger Schilddrüsenhormone im Blut zirkulieren. In vielen Fällen bessert sich die Erkrankung dann von selbst, jedoch erleben etwa die Hälfte der Menschen mit Morbus Basedow einen Rückfall. Eine Operation oder Radiojodtherapie sind dann weitere Behandlungsmöglichkeiten. Sobald die Schilddrüsenfunktion normalisiert ist, können die Entzündungs­prozesse der Augen bei Morbus Basedow behandelt werden.

Auch bei einer Schilddrüsen­autonomie können Medikamente verschrieben werden, um Symptome zu lindern. Dadurch werden jedoch die autonomen Bereiche der Schilddrüse nicht geheilt – diese müssen bei einer Autonomie mit einer Radiojodtherapie oder Operation behandelt werden.

Bei der Radiojodtherapie werden die Zellen, die in gesteigertem Maße Schilddrüsen­hormone produzieren, durch das radioaktive Jod zerstört. Bei einem operativen Eingriff wird das erhöht-hormonproduzierende Schilddrüsen­gewebe in Teilen oder komplett entfernt. Sowohl bei dieser Maßnahme als auch bei der Radio-Jod-Therapie kann es vorkommen, dass sich eine Schilddrüsen­unterfunktion entwickelt, die mit Medikamenten behandelt wird.

Vorbeugung gegen Schilddrüsenüberfunktion?

Morbus Basedow tritt gehäuft in Familien auf. Oft ist auch Hashimoto in diesen Familien verbreitet. Obwohl man nicht gegen diese Autoimmunerkrankungen vorbeugen kann, können bei einer familiären Vorgeschichte Vorsorgeuntersuchungen durch einen Arzt sinnvoll sein. Da die Schilddrüsenautonomie durch einen langfristigen Jodmangel ausgelöst werden kann, sollte zur Vorbeugung auf eine ausreichende Jodzufuhr durch die Ernährung geachtet werden, da der Körper Jod nicht selbst herstellen kann.


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