MS und die Familienplanung

Ein Kinderwunsch kann auch mit Multipler Sklerose in Erfüllung gehen. Das sind die Konsequenzen einer Schwangerschaft für Medikation und den MS-Verlauf

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Lisa
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Die Diagnose einer Multiplen Sklerose trifft viele Menschen in den Zügen ihrer Lebensplanung. Viel wird infrage gestellt, wie: „Wie gut kann ich meinen Job mit MS ausüben?“ oder „Kann ich nach so einer Diagnose eine Familie gründen?“ und „Könnte es schlecht sein, mit MS schwanger zu werden?“. Vorweg: Es ist möglich sich trotz der Multiplen Sklerose einen Kinderwunsch zu erfüllen. In diesem Beitrag finden Sie Antworten zu Fragen rund um das Thema Familien­gründung mit MS.

Kann man mit MS Kinder bekommen?

Den Wunsch, Mama oder Papa zu werden können Sie sich trotz der Diagnose weiterhin erfüllen. Dennoch bringt die MS ein paar mehr Hürden mit sich, als sie gesunde Paare über­winden müssen. Bei Frauen ist es zum Beispiel möglich, dass sich eine hohe MS-Aktivität auf den Hormon­haushalt auswirkt und dadurch Einfluss auf das Sexual­leben nimmt. Bei einigen Frauen führt eine Hormon­behandlung, wie sie in der Reproduktions­medizin durchge­führt wird, hingegen vermehrt zu Schüben.

Haben Männer mit MS Schwierigkeiten bei der Familienplanung?

Manche MS-Symptome wie Spastiken oder Muskel­schwächen können die Ursache für Erektions­störungen darstellen. Oft sind diese Symptome jedoch nicht von langer Dauer. Auch Neben­wirkungen von Medika­menten können zu einer vermin­derten Frucht­barkeit von Männern führen. Dies lässt sich in aller Regel jedoch gut behan­deln. Die meisten MS-Medikamente können auch bei der Familien­gründung weiterhin regel­mäßig genommen werden. Klären Sie jedoch zur Sicherheit möglichst ein halbes Jahr im Voraus ab, ob Ihr Medikament eine erbgut­schädigende Wir­kung haben könnte. Ein Arznei­mittel mit einer sogenannten geno­toxischen Wirkung kann mindes­tens sechs Monate vor der Zeugung abgesetzt werden.

Welche MS-Medikamente können bei einem Kinder­wunsch genommen werden?

Für viele MS-Medikamente gibt es während Schwanger­schaft und Stillzeit eine Kontraindikation. Das bedeutet, dass es einen Umstand gibt, der die Therapie mit dem Arznei­mittel verbietet. MS-Therapeut­ika können über die Mutter an das Unge­borene weiterge­geben werden und Schäden beim Fötus hervorrufen. Manche MS-Medikamente können auch über die Mutter­milch an das Kind weiterge­geben werden. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin die Wir­kungen und Nebenwirkungen Ihrer Medika­tion und wägen Sie gemeinsam sorgfältig die Risiken und Nutzen ab, um möglichst auf der sicheren Seite zu sein. Auf einer Seite der Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum finden Sie eine Übersicht der Sicherheitsdaten von MS-Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit.

Wie wirkt sich die Schwangerschaft auf den MS-Verlauf aus?

Eine erfreuliche Nachricht gibt es hier: Die Forschung geht davon aus, dass eine Schwanger­schaft das Schubrisiko von Frauen merklich reduziert. Dies gilt insbe­sondere für das letzte Trimester. Erst nach dem ersten Vierteljahr nach der Entbin­dung steigt die Schubrate meist wieder an. Es wird davon ausgegangen, dass das Risiko in der Schwanger­schaft einen Schub zu erfahren deutlich sinkt, wenn die MS bereits vor der Zeugung gut unter Kontrolle war. Eine wirksame MS-Behand­lung, die sorgfältige Planung der Familien­gründung sowie die regelmäßige Ab­sprache mit Ärzten können Ihnen dabei helfen.

Welche Risiken hat das Ungeborene durch die Erkrankung und kann MS vererbt werden?

Es ist völlig normal, dass Sie sich bei MS Sorgen um die Schwanger­schaft und die Auswir­kungen auf Ihr Kind machen. Aufgrund Ihrer Diagnose werden Sie in engem Kontakt mit Ihren Neuro­logen und Ihrem Frauen­arzt bzw. Ihrer Frauenärztin stehen, um mögliche gesund­heitliche Risiken so gering wie möglich zu halten. Eine Schwanger­schaft wirkt sich oft beruhigend auf den MS-Verlauf aus. Immun­suppressive Faktoren im Blut der Frau werden wirksam und führen somit dazu, dass Schübe seltener auftreten oder sogar ganz wegbleiben. Eine Kontrolle durch Ihre Ärzte sorgt dafür, dass bei Komplika­tionen schnell eingegriffen und abgewogen werden kann, wie MS-Symp­tome während einer Schwanger­schaft behandelt werden können, sodass Mutter und Kind möglichst wenig Risiken ausgesetzt sind.

Multiple Sklerose ist keine klassische Erb­krankheit. Die Ursache(n) einer Erkrankung an MS sind bislang ungeklärt. Die Forschung geht derzeit von einer Kombi­nation aus genetischer Veran­lagung und Umwelt­faktoren aus. Genauere Informationen finden Sie in unserem Artikel: „Ist Multiple Sklerose vererbbar?“ Die Rolle der Genetik bei MS.

Wie erkläre ich meinem Kind meine MS?

Kinder sind neugierig und verstehen viel. Sie merken, wenn es den Eltern schlechter geht und machen sich auch Gedanken dazu. Sie spüren, wenn der Alltag aufgrund der MS ein wenig ins Wanken gerät. Waren z.B. regel­mäßige Spazier­gänge an der Tages­ordnung und Mama oder Papa fehlen, weil die Fatigue sich bemerk­bar macht oder ein Schub einsetzt, fragen Kinder oft nach. Wie erklärt man dem Nachwuchs also eine recht komplexe Immun­erkrankung? Wichtig ist es, ehrlich mit den Kleinen zu sein. Suchen Sie ein ruhiges Gespräch, gehen Sie auf Fragen ein und schildern Sie Ihre MS-Symptome und die Konsequenzen Ihrer Diagnose bildhaft. Haben Sie z.B. Sensibilitätsstörungen, können Sie erklären, dass „es sich anfühlt, als würden Millionen Ameisen über Ihren Arm krabbeln“. In diesem Beitrag erzählt eine MS-Bloggerin auf MyTherapy, wie sie ihren Kindern beigebracht hat, was ihre MS-Diagnose bedeutet.

Welche Tipps helfen dabei, den Familienalltag mit MS zu meistern?

Das Wichtigste zuerst: Scheuen Sie sich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen. Stützen Sie sich auf Ihren Partner, Ihre Familie und gute Freunde. Auch online können Sie jemanden zum Reden suchen und sich Tipps in Foren oder Selbsthilfe­gruppen suchen: Die MS-Community in Deutsch­land ist groß und gut vernetzt. Besorgen Sie sich eine Haushalts­hilfe, wenn Sie mit den Aufgaben zuhause nicht mehr hinterher­kommen, einen Gärtner für die Arbei­ten im Grünen oder eine Kinder­betreuung.

Bereiten Sie sich auf schwierige Phasen vor: Kaufen Sie im Falle eines Schubes Dinge des täglichen Gebrauchs auf Vorrat. So können Sie sich den Gang zum Super­markt sparen. Im Notfall gibt es auch die Option Einkäufe online zu erledigen. So können Sie sich die nötige Ruhe gönnen, wenn Sie eine Pause von den Haushalts­aufgaben brauchen. Innerhalb Ihrer Familie ist es wichtig, dass Sie viel kommu­nizieren. Ihre MS wirkt sich auch auf den Alltag und die Gefühle von Partner und Kindern aus. Tauschen Sie sich aus, um auf die Bedürf­nisse aller eingehen zu können. Das stärkt den Zusammenhalt.


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