Weihnachten mit Typ-1-Diabetes: 5 Tipps für die Festtage mit Diabetes

Renata lebt mit Typ-1-Diabetes und das schon seit 17 Jahren. Ihre 5 Tipps für die Feiertage mit Diabetes.

Profile picture
Renata Albert
MyTherapy für Diabetes entdecken

Besinnlich und im Kreise der Liebsten – so wollen wir die Weihnachtszeit verbringen. Für eine Weile möchten wir den Alltag kurz vergessen, uns dem Weihnachtszauber hingeben, in gemütlichen Runden um den Esstisch sitzen und reichhaltige Festmahlzeiten genießen. Bei vielen stellt sich aber auch ein schlechtes Gewissen ein, wenn es um die Schlemmereien in der Adventszeit geht. Eine besondere Herausforderung sind die Festtage auch für Menschen mit Diabetes. Denn Verlockungen wie Weihnachtsplätzchen, Glühwein oder Einladungen zum Adventsbrunch locken in der Adventszeit nahezu überall, schon bevor die Weihnachtsgans überhaupt im Ofen gelandet ist. Beachten Sie die folgenden Tipps unserer Gastautorin Renata Albert, die selbst seit 17 Jahren mit Diabetes Typ 1 lebt, wird Weihnachten mit Diabetes in diesem Jahr trotz Zuckerkrankheit zu einem entspannten Erlebnis für Sie. Fünf persönliche Tipps für die Feiertage mit Diabetes, mit denen Sie die besinnlichen Festtage mit Leichtigkeit genießen können.

1. Miteinander sprechen und Bedürfnisse teilen

Ist es eigentlich wichtig, ob es Diabetes Typ 1 oder etwas anderes ist? Wahrscheinlich nur teilweise. Denn hinter jedem Menschen steckt eine Geschichte und vor allem ein Mensch! Je offener ich auf Menschen zu gehe und je offener ich über mich spreche, umso erstaunlicher ist es, wie offenherzig mir Menschen begegnen und mir von sich selbst erzählen. Für mich ist es immer wieder überraschend zu erfahren, wie häufig eine Erkrankung auch die Lebensgeschichte anderer Mitmenschen prägt. Ich finde, es gibt kaum eine passendere Zeit im Jahr, als zur Weihnachtszeit, aufeinander zuzugehen, einander zuzuhören und miteinander zu sprechen, Vorurteile ab- und Verständnis aufzubauen. So fällt es mir ganz leicht, über die ganz eigenen Bedürfnisse als Typ 1 Diabetikerin zu sprechen und festzustellen, dass andere sie vielleicht auch haben und ich sie teilen kann. Es ist eine schöne Erfahrung, dass sich dabei auch meine Mitmenschen entspannen können und manch einer sogar Erleichterung für sich selbst erlebt.

2. Jeden Tag eine gute Tat

Zugegeben, ist mir der Wettlauf zur Weihnachtszeit oft zu viel und ich halte es eher mit dem Motto „weniger ist mehr“. Und nochmal zugegeben: bis ich das wirklich verinnerlicht habe und umsetzen konnte, hat ein wenig gedauert. Dazu gehört Übung. Wie zu fast allem, was den Diabetes (oder das Leben?) angeht. Wie ich das mache? Ich nehme mir für jeden Tag eine Herzensangelegenheit vor, die ich durchziehe und an der ich mich riesig erfreue. Alles andere wird drum herum arrangiert und ist schmückendes Beiwerk. Egal ob Alltags-Kleinigkeiten wie Plätzchen backen, Christkindlmärkte besuchen oder das Weihnachtsfest vorbereiten. Und Eines darf über die Festtage auf keinen Fall fehlen: Meine abendliche Lesezeit schöner Weihnachtsgeschichten bei Kerzenlicht. So kehrt dann auch für diese Momente die Ruhe und Besinnlichkeit bei mir ein.

3. Der richtige Umgang mit weihnachtlichen Leckereien

Jedes Jahr freue ich mich auf meine Lieblings-Leckereien! Wenn es nach mir ginge, könnte ich z.B. in heißer Schokoladen-Waffel mit Kirschen und Sahne und Schokoladenstreusel wie Dagobert Duck schwimmen! Ich kann es kaum erwarten. Und wenn es endlich soweit ist, dann genieße ich meinen Himmel auf Erden. Mit ganz viel gutem Gewissen und Glücklichsein. Meine schönste Herzensangelegenheit für diesen Tag :-). Damit mein Blutzucker dabei nicht total aus dem Knusperhäuschen gerät, gucke ich mir mein Lieblingsessen aus und arrangiere es, sowohl zeitlich, als auch mengenmäßig, mit dem Rest. Bei bekannten Speisen und Getränken klappt das relativ gut. Etwas mehr Geschick benötige ich bei unbekannten Genüssen. Da würde ich mir tatsächlich mehr Freiheit wünschen und sicher sein wollen, egal was ich esse, es klappt – und der Diabetes macht mir keinen Strich durch die Rechnung. Was mir dabei weiterhilft, sind kleine Mengen von den unbekannten Speisen und Getränken. D.h. Ich probiere, teile oder packe den Rest für einen nächsten Versuch zu Hause ein. Taste mich also Schritt für Schritt heran. Und wie immer ist viel trinken meine Devise! (Nein, keinen Glühwein bzw. Alkohol) Ich meine Leitungs- oder Mineralwasser. Besonders, wenn es mal „zu süß“ geworden ist.

4. Nach dem Essen sollst du ruh’n...oder tausend Schritte tun

Mir tut es sehr gut tausend Schritte zu tun. Die kalte frische Luft, regt meinen Kreislauf an, fördert die Verdauung und wirkt sich positiv auf meinen Blutzuckerspiegel aus. Gerade an den Feiertagen mit so einigen Schlemmermenüs, ist Bewegung für mich unverzichtbar. Es hilft mir dabei, mich rundherum besser zu fühlen und unterstützt meinen Körper dabei, einen, unter Umständen in „Schieflage“ geratenen, Blutzucker wieder zu normalisieren. Bewegung ist aber auch mal gut für die ein oder andere „Sport-BE“, um so das ein oder andere Plätzchen mehr naschen zu können ;-) und in Begleitung ist es noch viel weihnachtlicher.

5. Der Weihnachts-Wunschzettel für Freunde und Familie

Ein Traum wird wahr...Ein wunderschön verpacktes Geschenk liegt unterm Weihnachtsbaum. Was kann das wohl sein? Die Vorfreude beim Auspacken ist grenzenlos. In den schillerndsten Farben male ich mir mein Wunsch Geschenk aus und was kommt zum Vorschein? Die neueste Ausgabe einer Diabetes Zeitschrift, ein Blutzucker Messgerät, Traubenzucker für den Notfall...Und mein zerknirschtes Gesicht, ist kaum zu verbergen. Klar! Ein passendes Weihnachtsgeschenk zu finden, ist jedes Jahr aufs Neue eine Herausforderung. Und was liegt da näher, als was wirklich Praktisches und Brauchbares? Das ist so ähnlich, wie der Hausfrau eine Bratpfanne, Staubsauger oder Wischmopp zu schenken – am besten noch garniert mit Verhaltenstipps. Die Krönung wäre dann, beim Weihnachtsessen, Gespräche über Folgeerkrankungen von Diabetes, bedingt durch zu hohe Blutzuckerwerte, oder die neuesten Therapie- bzw. Diät-Empfehlungen zu sprechen. Frei nach dem Motto: „Hast du schon gehört, dass…?“

Bitte nicht falsch verstehen! Natürlich sind das nützliche Geschenke, hilfreiche Informationen und gutgemeinte Anteilnahme. Um diese Situationen zu vermeiden, spreche ich mit Freunden und Familienangehörigen im Vorfeld darüber. Und wenn ich mir dann doch mal etwas für den Diabetes wünsche, z.B. ein neues Täschchen, um alle meine Utensilien unterzubringen, dann sage ich es ganz offen. Ansonsten freue ich mich sehr darüber, wenn ich zu Weihnachten, mein eh schon angestrengtes Diabetes Hirn, einfach ein wenig im Hintergrund ausruhen lassen kann, Zuversicht und Kraft schöpfe und vielleicht auch ein biss­chen Abstand gewinne – gemeinsam mit meinen Liebsten.


Das könnte Sie auch interessieren:

Die App für Weihnachten mit Diabetes

Erinnert. Motiviert. Dokumentiert.

MyTherapy erinnert Sie an die Einnahme von Antidiabetika, die Gabe von Insulin, die regelmäßige Blutzuckermessung und sogar an den nächsten Spaziergang. Das alles wird automatisch im Gesundheitstagebuch dokumentiert. Das erleichtert den Alltag und hilft dabei, am Ball zu bleiben.