In den sogenannten Intervallen zwischen den MS-Schüben – den schubfreien Phasen – gibt es eine Vielzahl von Medikamenten, die den degenerativen Verlauf der Erkrankung so weit wie möglich hinauszögern: Das Problem von „Zukunfts-Ich“! Trotzdem kommt die Zeit für den nächsten Schub. Lesen Sie hier, wie ein (akuter) Multiple Sklerose-Schub behandelt wird.
Der akute Entzündungsschub und sein Gegner: Kortison
Ein Schub ist das Auftreten von einem oder mehreren MS-Symptomen über mindestens 24 Stunden. Den „echten“ akuten MS-Schub muss man von anderen „falschen“ Schüben unterscheiden: Neurologische Symptome können beispielsweise auch nach Infektionen, durch Hitze oder nach körperlicher Belastung in Erscheinung treten.
Was unternimmt man denn nun gegen einen MS-Schub? Milde Symptome ziehen meist ohne einen therapeutischen Eingriff auf die Geschehnisse im Körper vorüber. Mild wird ein Schub bezeichnet, wenn die neurologischen Symptome sich in einem geringen Ausmaß zeigen und den Verlauf Ihrer Erkrankung nicht beeinträchtigen.
Erst wenn die neurologischen Symptome akut werden, kommt Kortison (auch Cortison) zum Einsatz. Sein Job: Reduktion der Entzündungsaktivität für eine schnelle Rückbildung Ihrer Beschwerden.
Die Kortison- Stoßtherapie
Oftmals erhalten Sie hochdosierte Glukokortikosteroide (so heißt Kortison in der Fachsprache) zwischen drei und fünf Tagen durch eine Infusion. Ärzte empfehlen ihren Patienten meist, die Infusion in den Morgenstunden zu setzen, da sie dann meist bekömmlicher ist. Sie dauert circa eine halbe bis eine Stunde.
So wirkt Kortison:
- Entzündungshemmend
- Immunsuppresiv
- Abschwellend
- Erhöht Leistungsfähigkeit und mindert Übelkeit
Glukokortikosteroide (eines, das häufig zur Behandlung von MS eingesetzt wird trägt den Namen Methylprednisolon) sind eine chemische Nachahmungen von Cortisol, dem körpereigenen Hormon, das der Nebennierenrinde entstammt. Cortisol unterstützt von Natur aus unzählige Stoffwechselprozesse.
Das sind die Nebenwirkungen von Kortison:
- Schwindel, Kopfschmerzen und Sehstörungen (oftmals bedingt durch das Liegenbleiben während der Infusion und eine unzureichende Flüssigkeitsaufnahme, da das Präparat Ihren Wasserhaushalt aus dem Gleichgewicht bringen kann)
- Herzklopfen
- Heißhunger
- Unruhe
- Schlafstörungen
Das Kortison oder Methylprednisolon ist als Infusion oder in Tablettenform aufzunehmen. Besprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin, welche Therapie für Ihren individuellen MS-Verlauf die ansprechendste ist.
Haben Sie keine Angst vor den Nebenwirkungen. Das Kortison wird während der Schubtherapie nur äußerst kurz verabreicht und ist meist gut verträglich. Besprechen Sie auch Sorgen oder mögliche Beschwerden mit einem Arzt.
Das Kortison hat nicht geholfen?
Manchmal reicht Kortison allein bei einem akuten Schub der MS nicht aus. Sie merken das erst mit der Zeit; in der Praxis liegt der Orientierungswert für die Wirksamkeit einer Behandlung bei etwa 30 Tagen: Tritt in den 30 Tagen ein neues Symptom auf, nennt man das einen Schubkomplex, wird das neurologische Symptom innerhalb dieses Monats trotz anfänglicher Besserung weniger erträglich, ist das ein sogenannter reaktivierter Schub. Diese beiden Situationen und ein neuer Schub nach kürzester Zeit sprechen dafür, dass die Behandlung nicht angeschlagen hat.
Das kann man dagegen tun: Nach etwa 14 Tagen können Sie die Kortisontherapie für maximal fünf Tage in sehr hoher Dosis wiederholen. Zeigt dies keine Wirkung, verweist Ihr Arzt oder Ihre Ärztin Sie für eine Blutwäsche (Plasmapherese) an ein geeignetes Krankenhaus. Dort erhalten sie eine stationäre Behandlung, bei der das Blut von Stoffen entfernt wird, die Ihre Myelinscheide angreifen. Allerdings eignet sich diese Art der Therapie nicht als dauerhafte Maßnahme.
Wie lange bleibt das Kortison nach der Stoßtherapie im Körper?
Das ist nicht ausreichend untersucht und wird je nach persönlichen Lebensumständen und Gewohnheiten unterschiedlich eingeschätzt. Viele Ärzte gehen von etwa 14 Tagen aus, doch zwei Wochen sind nur ein grober Richtwert.
Kortison und die Person hinter der Multiplen Sklerose
Ein akuter Schub ist nicht nur unangenehm und schränkt Sie in diversen Lebensbereichen ein: Viele Menschen der MS Community erzählen offen davon, wie die psychische Verfassung unter der Behandlung leidet. Schon wieder ein Schub! Antriebslosigkeit macht sich breit – gefolgt von Lustlosigkeit.
Gehen Sie nicht so hart mit sich ins Gericht! Gönnen Sie sich die Pause, wenn Sie eine brauchen. Nehmen Sie sich die Zeit, sich mit der Erkrankung auseinanderzusetzen und damit, was Ihr Körper braucht – und natürlich auch Ihr Geist – um zur Ruhe zu kommen.
Diese Artikel könnten Sie vielleicht spannend finden: